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1. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 495

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
495 3. Und die Not wächst, die höchste, äußerste Not. — Da! Was ist das? Mitten im Zentrum Benedeks, als Stützpunkt seiner Re- serven, liegt das Dorf Ohlum, von Waffen starrend, mit Kanonen überladen. Dort, mitten im feindlichen Heer, in einer Talfalte wird’s plötzlich lebendig. Was ist das? Dies Häuflein, das dort jählings in vollem Lauf anstürmt? Sind das Preußen? Und das Häuflein wächst und schwillt, unaufhaltsam dringt es wie ein Keil ins Herz des Feindes. Die Preußen hier? Unmöglich! Benedek selbst reitet mit seinem Stabe vor, um auf die unglaubliche Meldung hin zu untersuchen. Flintenschüsse empfangen ihn, daß er eilends davonjagt. Salven auf Salven, in bis dahin nie erhörter Schnelle, knallen pausenlos. Das ist das Zündnadelgewehr! Das ist die preußische Garde! Aber drunten in der Tiefe, als man das er- sah, geht ein Brausen und Raunen und Rauschen um und schwillt zum Sturme: „Der Kronprinz ist da, unser Fritz greift an!“ 4. Voran, voran, voran! Hört ihr, Berge Böhmens, das preußische Hurra? Der Marschall Vorwärts ist auferstanden. Siegreich schallt der Sturmmarsch der Hohenzollern über Ohlum; die Preußen sind drin. Schon sind die Linien Benedeks durchbrochen, schon in heller Flucht. Die Trümmer ganzer Korps decken den Boden, zahllose Gefangene und Geschütze befinden sich in preußischen Händen; der besten Offiziere Tod ist zu beklagen. Dennoch versuchen die Kaiser- lichen sich zu setzen. Ihre Reservereiterei stürmt an, ihre prächtigen Linien prallen wie ein Unwetter herein und schwemmen die nächsten preußischen Häuflein mit sich fort wie eine mächtige Woge. Un- durchdringliche Staubwolken wirbeln empor, aus denen hin und wieder die Blitze der Pistolen- und Karabinerschüsse aufleuchten. Die Leiber gefallener Rosse und Reiter sperren den Weg. Bei dem harten Zusammenstoß wird bald der eine Trupp nach kurzem Hand- gemenge in wilder Jagd über offenes Feld in die Gehölze hinein- gejagt; bald sammelt sich der andere wieder, erwartet verstärkt aufs neue den Anprall und nimmt seinerseits in gestrecktem Galopp die Verfolgung auf. Der verderbenbringende Reiterzug rast hin und her, Blut und Trümmer zeigen, von den aufsteigenden Feuersäulen der nahen Dörfer beleuchtet, den Weg, den er genommen hat. Immer enger und erbitterter entspinnt sich der Kampf. Endlich lassen die öster- reichischen Weißmäntel ihre Gefallenen liegen und gehn in schneller Flucht zurück. Die österreichischen Bataillone befanden sich bereits in voller Auflösung und bezeichneten ihre Rückzugslinie mit weggeworfenen Waffen.

2. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 506

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
506 ritt dann zu meinem Wagen und fuhr hierher, auf der Straße überall von stürmischen Hurras der heranziehenden Truppen begrüßt, die überall die Volkshymne anstimmten. Es war ergreifend. Alles hatte Lichter an- gezündet, so daß man zeitweise in einer Illumination fuhr. Um 11 Uhr war ich hier und trank mit meiner Umgebung auf das Wohl der Armee, die solches Ereignis erkämpfte. Da ich am Morgen des 2. noch keine Meldung von Moltke über die Kapitulationsverhandlnngen hatte, die in Donchery stattfinden sollten, so fuhr ich verabredetermaßen nach dem Schlachtfelde um 8 Uhr früh und begegnete Moltke, der mir entgegenkam, um meine Einwilligung zur vorgeschlagenen Kapitulation zu erhalten, und mir zugleich anzeigte, daß der Kaiser früh 5 Uhr Sedan verlassen habe und auch nach Donchery gekommen sei. Da derselbe mich zu sprechen wünschte und sich in der Nähe ein Schlößchen mit Park befand, so wählte ich dies zur Begegnung. Um 10 Uhr kam ich auf der Höhe vor Sedan an; um 12 Uhr erschienen Moltke und Bismarck mit der vollzogenen Kapitulationsurkunde; um 1 Uhr setzte ich mich mit Fritz in Bewegung, von der Kavalleriestabswache be- gleitet. Ich stieg vor dem Schlößchen ab, wo der Kaiser mir entgegen- kam. Der Besuch währte eine Viertelstunde; wir waren beide sehr bewegt über jdieses Wiedersehen. Was ich alles empfand, nachdem ich noch vor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben. Nach dieser Begegnung beritt ich von halb 3 bis halb 8 Uhr die ganze Armee von Sedan. Den Empfang der Truppen, das Wiedersehen der stark mitgenommenen Garden, das alles kann ich Dir heute nicht beschreiben; ich war tief ergriffen von so vielen Beweisen der Liebe und Hingebung. Nun lebe wohl! Mit bewegtem Herzen am Schlüsse eines solchen Briefes Wilhelm. 284. Die Fahne der Einundsechziger. \. Vor Dijon war's; — doch eh' ich's euch erzähle, knüpf' einer doch die Binde mir zurecht, mich schmerzt der Arm, sie sitzt wohl schlecht; so — so! Nun euer Herz sich stähle: Vor Dijon war's; die j?äffe der Vogesen bedrohte Garibaldis bunte 5char, Bourbaki kam von der Loire, das hartbedrängte Belfort zu erlösen.

3. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 507

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
507 2. Gefahr war im Verzug; drei bange Tage hielt Werder gegen Übermacht schon stand bei Mömpelgard, und in der ^and des Ariegsgotts schwankte schier die Wage. Wir Sommern hatten vor jdaris gelegen und waren schon im Marsch, das zweite Aorps und auch das siebente ging vor von Orleans auf hartgefrornen Wegen. 3. In Dijon wußten wir den alten Recken und griffen ihn, zwei Regimenter, an mit seinen fünfzigtausend Mann, den Flankenmarsch der Aorps zu decken. Der Alte von Taprera ließ sich blenden, hielt die Brigade für die ganze Macht, und nachmittags begann die Schlacht, die ach, für uns so traurig sollte enden. Die Tinundzwanz'ger aus dem rechten Flügel des ersten Treffens hatten schwer Gefecht, wir also vor! And grade recht! Mit b)urra! nahmen wir die Hügel; dem Feinde auf der Ferse ging's verwegen bis in die Vorstadt Dijons jetzt hinein, hier aber aus der Däuser Reihn kam mörderisches Feuer uns entgegen. 5. Im Steinbruch, mit dem Bajonett genommen, da fanden wir vor eines Ausfalls Wucht zum Sammeln, durch die steile Schlucht gedeckt, notdürftig Unterkommen. Doch die Fabrik dort in der rechten Flanke wie eine Festung auf uns Feuer spie. „Vorwärts! Die fünfte Compagnie zum Sturm auf die Fabrik, und keiner wanke!" 6. Der Tambour schlägt, es geht wie zur Parade, die Fahne fliegt uns hoch und stolz voran, doch klopft das Herz manch treuem Mann beim raschen Schritt aus diesem Hffade. Wie Salven rollt und pfeift es in die Glieder, es rast der Schnitter Tod und fällt und mäht, und wie er seine Reihen sät, da sinkt die Fahne und ihr Träger nieder.

4. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 520

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
520 dem Feste brachte die gesamte Studentenschaft Deutschlands ihrem ge- liebten Herrscher einen aus 3000 Fackeln bestehenden Fackelzug dar. Zahllose Geschenke und nicht weniger äls 1648 Telegramme liesen aus allen Weltteilen ein. Aber gerade in den schönen Tagen dieses Festes zogen dunkle Wetterwolken am Himmel aus. Bei dem Kronprinzen zeigten sich die ersten besorgniserregenden Anzeichen des tückischen Halsleideiw, an dem der königliche Dulder später den Tod fand. Schwer litt der greise Kaiser, als die Krankheit seines einzigen Sohnes sich immer ver- schlimmerte. Noch aber zeigte er sich jeden Tag am Eckfenster seines Schlosses, vor dem sich stets Tausende von Menschen versammelten, um den greisen Heldenkaiser zu sehen. Als er am 4. Mürz 1888 und an den folgenden Tagen nicht erschien, ging die bange Frage durchs Volk, ob der Kaiser krank sei. Die amtlichen Berichte sprachen von einer Erkältung. Die Krankheit wurde bald schlimmer, die Entkräftung nahm zu, und am 9. März hauchte der Kaiser uuter den Gebeten des Geistlichen sein Leben aus. Er war eingegangen zu der Ruhe, die dem Volke Gottes bereitet ist. Das ganze Volk stand trauernd an seiner Bahre. Wenige Stunden nach dem Hinscheiden erschien Fürst Bismarck im Reichstage, um die schmerzliche Kunde von dem Abscheiden des ersten Deutschen Kaisers zu überbringeu. Seine Rede klang aus mit den Worten: „Die treue, arbeit- same Pflichterfüllung im Dienst des Vaterlandes und die Liebe zum Vaterland, die in unserm dahingeschiedenen Herrn verkörpert war, möge ein unzerstörbares Erbteil unserer Nation sein, welche der aus unsrer Mitte dahingeschiedene Kaiser uns hinterläßt. Das hoffe ich zu Gott, daß dieses Erbteil von allen, die wir an den Geschäften unseres Vaterlandes mitzuwirken haben, in Krieg und Frieden, lu Heldenmut, Hingebung Arbeitsamkeit und Pflichttreue treu bewahrt werde." Gesegnet bleibe fein Andenken für alle Zeiten! Nach Bernhard Rogge. 290. Brief Bismarcks an seine Gemahlin nach der Schlacht bei Sedan. Vendresfe, 3. September 1870. Mein liebes Herz! Vorgestern vor Tagesgranen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehrte heute zurück und ^^be in der Zwischenzeit die große Schlacht von Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich der General Reille, den ich kenne, um mir

5. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 127

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
127 130. Der Richtungspunkt. 1. Einzelne Schüsse fallen Tag und Nacht, wenn sich zwei große Armeen dicht gegenüberstehen und sich guten Morgen sagen wollen, von Patrouillen, einsamen Posten. Bald ballert's hier, bald ballert's dort, oft ans weiter Entfernung. Die Zeit zeigte 5 Uhr 37 Minuten früh, als das erste scharfe Geknatter hörbar wurde. Im Umsehen war es heftiger. Geschütz- schläge prasselten schon dazwischen. Wir saßen alle, mit vorgehal- tenem Krimstechern, mit Halblinks in den Sätteln und schauten nach Südwesten, wo die Fabrik sich in weißen Dampf hüllte. Wir sahen auch jene dicken, graugelben, langsam aufsteigenden, langsam sich ver- ziehenden Wölkchen, die von den einschlagenden Granaten, wenn sie den Sand aufgewühlt hatten, herrührten. Ich setzte mein Glas ab und prüfte noch einmal mu Augen und Hand Bügel, Gurten und Riemenzeug: wußte ich doch, daß ich mich bald zum Reiten fertig- halten mußte. Auch flüsterte ich meiner Stute zu: „Alte, aufgepaßt jetzt! Nimm dich zusammen!" In des Generals Gesicht ging eine leise Veränderung vor, der freundliche Zug um den Mund verlor sich; die Lippen schlossen sich mehr und mehr. Seine Hand glitt dreimal, viermal, gegen seine Gewohnheit, schnell über die Mähne. Er riß seinen Braunen ziemlich unsanft empor, als dieser sich an dem vorgestreckten, rechten Vorder- bein mit den Zähnen rieb. Der Oberst, der Chef des Stabes, hielt regungslos: er rechnete. Hinter uns wartete Graf Kjerkewanden mit einem Zug des 7. Garde-Ulanenregiments. Das Gefecht schien an der Nagelfabrik zum Stehen gekommen. Augenscheinlich war sie stark besetzt. Immer bissiger und lauter kämpf- ten dort zwei Doggen. Der Oberbefehlshaber rief mich: „Reiten Sie zur Fabrik und bringen mir, ich bitte flotte Gangart, Bericht!" „Sehr wohl, Exzellenz." 2. Während ich wegritt, hörte ich plötzlich auch lebhaftes Gewehr- feuer im Nordwesten, am Schlößchen. Ich tat einen langgezogenen, grellen Pfiff. Meine Stute kannte ihn; und während ich mich ein wenig vorbog, griff sie aus, daß in immer kürzeren Pausen der Huf die Erde berührte. O Reiterlust! O Männertag! Grad' war von uns die Fabrik genommen, als ich eintraf. Ich fragte nach dem Kommandierenden. Ein hagerer General wurde mir gewiesen. Ich ritt auf ihn zu. Er trug im linken Auge das Einglas. Die Wange, hierdurch etwas verschoben, gab dem Gesicht etwas Lächeln-

6. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 129

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
129 Nagelfabrik, die wieder umstritten wurde. Fort und fort warf der Feind frische Truppen dorthin. Der Oberbefehlshaber sandte einen Adjutanten an die in Reserve stehende 192. Infanteriedivision, daß sie unverzüglich dahin abrücke, um endlich Luft zu schaffen. Auch am Schlößchen schien kein Fuß breit gewonnen zu sein. Der Feind hielt es zähe in seinen Fingern. Der General sandte mich zur Berichterstattung hin, mir die Weisung gebend, nach dem mitten in der vorliegenden Ebene auf einem Hügelchen stehenden Baume den Rückweg zu nehmen, wohin er sich jetzt begeben wolle. Mehr und mehr hatte es den Anschein, als wenn Freund und Feind, wie durch eine übernatürliche Kraft gezwungen, diesen Baum als Richtungspunkt betrachteten. Namentlich zogen, wenn auch noch in meilenweiter Ent- fernung. große Reitermassen hüben und drüben drauf zu. Am Schlößchen ging es bunt her. Wie zwei auseinandergegangene wütende Messerhelden rangen die beiden Gegner. Ein kleiner General mit goldener Brille und ganz kurzgeschorenen schneeweißen Haaren führte hier und suchte den Feind auf alle mögliche Weise zu ver- drängen. Als ich ihn traf, riß sein Pferd mit hochgestrecktem Hals an einem Buchenzweig. In stark ausgeprägtem thüringischen Dialekt zog er den Zügel nervös zurück mit den Worten: „Ei, tu Luter." Mich sprudelte er heftig an, als ich ihm meinen Auftrag kundgab: Er sende alle halbe Stunde über den Weitergang des Gefechtes Bericht an Seine Exzellenz. Und als wenn er plötzlich höchst ärgerlich geworden sei, ries er: „Ei, da wollen mer doch ämal de Lutersch an'n Kopp nährn'!" Damit sprengte er auf einen Fahnenträger zu, entriß ihm das heilige Zeichen und schwenkte es hoch hin und her. Alle Trommeln und Hörner ließ er zum Angriff schlagen und blasen und ging so zum letzten Sturm über. Ich blieb an seiner Seite, um Gewißheit über den Ausgang zu erlangen. Kein Blei traf uns oder unsere Pferde. Und umflattert von der Fahne, die der tollkühne kleine General noch immer im steten Vorwärts über seinem Haupte hin- und herschwang, ritt ich in den Höllenrachen hinein. Da machte es sich, daß ich mit meiner alten Kompagnie zu- sammenstieß. Sie empfing mich mit einem donnernden Hurra. Ein Sergeant sprang an mich heran und gab mir Kunde (während ich mich zu ihm hinunterbog, und er atemlos die Stirn zu mir hob), daß der Oberleutnant, der Führer, eben gefallen sei. Ich zog meinen Säbel. Und da ich doch erst den Ausgang abwarten mußte über unsere Lage, so war es gleichgültig, ob ich im allgemeinen Treiben mitschwamm oder meine mir bekannten Leute zum Siege führte. Der Oberbefehls- haber würde mir recht geben, wenn ich ihm später die Sachlage auf- klärte. Kappey u. Koch, Deutsches Lesebuch für Mittelschulen. V. 9

7. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 490

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
490 nahe an der Wohnung unseres Königs, wo sie sich ebenfalls umarmten und einige Minuten verweilten, dazu den Jubel der Wonne, des Preisens Gottes von den Heeren und allem Volk — dies nicht selbst gesehen, nicht unmittelbar mitempfunden zu haben, werde ich stets für einen der größten Verluste meines Lebens erachten. So überströmend, so trunken die Freude war, so kam doch nicht die geringste Ausschreitung vor. Kein Mensch wurde beleidigt. Alle sprachen oder dachten: „Wir wollen sein ein einzig Volk von Brüdern, in keiner Not uns trennen und Gefahr!" 7. Alle Häuser waren geöffnet. Niemand dachte für sich oder seine Habe an Gefahr. Wer noch Lebensmittel hatte, trug sie heraus; auch hierbei sah man kein gewaltsames Herandrängen, so ausgehungert auch viele der Soldaten waren. Nach mehreren Trupps Preußen zog vom Ranstädter Tore herauf ein großes österreichisches Heer dahin, an der Spitze der edle Kaiser Franz, höchst einfach und mit mildem Ernst. Dem Hause, in dem ich wohne, sollte anfänglich die Aufnahme und Bewirtung des Königs von Preußen zuteil werden. Ich brauche nicht zu erwähnen, wie freudig ich mit Weib und Kind mich in irgendein Hinterstübchen eingeschachtelt hätte. Leider fand man dann, daß für den König wenigstens ein größeres Zimmer nötig sei, als wir besaßen. 8. Mein schönes liebes Connewitz soll recht eigentlich verwüstet sein. Vielleicht ist's übertrieben, aber kann ich's auch nie wieder aufbauen, ich klage nicht mehr, gehöre ich doch unter die, von denen es heißt: Ein süßer Trost ist ihm geblieben, er zählt die Häupter seiner Lieben, und sieh, ihm fehlt kein teures Haupt." Darum, gelobt sei Gott! Rochlitz. 275. Hannoveraner in der Schlacht bei Waterloo. 1. Am Jahrestage der Schlacht bei Waterloo, am 18. Juni 1832, wurde in der Stadt Hannover die Waterloosäule, enthüllt, die von dem Baumeister Laves errichtet ist. Sie ist dem Andenken der tapferen Hannoveraner geweiht, die in dem letzten Kampfe gegen Napoleon gestritten haben, und hat deshalb die Inschrift: „Den Siegern von Waterloo das dankbare Vaterland." 2. Am 18. Juni 1815 stand der verwegene Ruhestörer Napoleon dem englisch-hannoverschen Heere unter dem Befehle Wellingtons gegen- über. Stürmisch griffen die Franzosen gegen 11 Uhr morgens an; aber sie trafen auf die tapferen Männer der deutschen Legion unter Major Baring, der das vor der Front gelegene Gehöft La Haye sainte besetzt hielt. Das. Vorwerk La Haye sainte lag fast in der Mitte zwischen

8. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 491

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
491 beiden Schlachtlinien, in einer Vertiefung zur Rechten der Straße von Charleroi nach Brüssel, zwischen Belle-Alliance und Waterloo. An Wohnhaus und Stallung schloß sich nordwärts der Gemüsegarten, an die Scheune südwärts der Obstgarten; zwischen den Gebäuden befand sich der Hof. Das Scheunentor war leider kurz vor der Besetzung zerstört worden; zur Wiederherstellung hatte es au Zeit und Mitteln gefehlt. 3. Der Major Baring hatte nur sechs Kompagnien — zusammen nicht mehr als 376 Mann — zur Verfügung, als der Sturm über den freundlichen Landsitz und seine tapferen Verteidiger losbrach. Der Obst- garten muß vor dem übermächtigen Andrängen des Feindes sogleich auf- gegeben werden; um den ostenen Zugang in die Scheune zu verteidigen, wird vor demselben eine Kompagnie unter Major Hans von dem Bussche in Schützenschwärme aufgelöst. Ihr Feuer ist nicht ohne Erfolg, und das zur Unterstützung herbeieilende Bataillon Lüneburg gibt neue Hoffnung. Da erdröhnt plötzlich der Boden unter den Hufen der heran- sprengenden feindlichen Panzerreiter. Hans von dem Bussche rettet uoch glücklich den größten Teil seiner Tapferen in das Gehöft; das Lüne- burger Bataillon aber wird überritten, niedergehauen, nach allen Seiten zersprengt, und weiter braust der wilde Reitersturm die Höhe hinan gegen die übrigen Truppen der deutschen Legion, gegen die Schotten und Hannoveraner. Nachdem hier der ungestüme Anprall der französischen Reiterei an der unerschütterlichen Ruhe und Festigkeit der deutschen Infanterie sich gebrochen, trat auch in der Gegend von La Haye sainte für einige Augen- blicke eine Art Waffenruhe ein, die der tapfere Baring dazu benutzte, zwei Kompagnien des ersten leichten Bataillons zur Unterstützung herbei- zurufen. Es ist die höchste Zeit, schon ziehen neue, zahlreichere Massen gegen das Vorwerk, das durchaus erst erobert sein muß, ehe aus einen erfolgreichen Angriff gegen das Mitteltreffen Wellingtons ge- rechnet werden kann. Den wackeren Verteidigern steht jetzt die schwerste Prüfung bevor. 4. Es war gegen 5 Uhr, als drei vollständige Divisionen in geschlossener Kolonne gegen den Pachthof heranrückten. Ohne Zagen aber empsingen die Deutschen die stürmenden Haufen. Kaltblütig gaben sie ihre Schüsse ab, und keine Kugel fehlte; ja, oft durchbohrte eine und dieselbe Kugel mehr als einen Feind. Doch die Franzosen, die sich wohl bewußt siud, daß sie unter den Augen ihres Kaisers fechten, lassen sich durch nichts erschüttern. Mit seltener Kühnheit dringen sie bis an die Mauern heran, an den -Lchießlöchern kämpft Mann gegen Mann; einzelne treten keck vor das offene Scheunentor und trotzen hier den ihnen entgegengestreckten Bajonetten. Ununterbrochen wütet der Kampf fort; gleich bewundernswert ist Angriff und Verteidigung. Haufen von Erschlagenen bilden an den Eingängen

9. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 493

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
493 8. Nun erst richteten sich die französischen Angriffe gegen die Höhen, um die mit furchtbarer Erbitterung mehrere Stunden gestritten ward. Der englische Oberfeldherr selbst sah zwischen 6 und 7 Uhr die Lage seiner Armee als sehr bedenklich an. Sieben Reiterregimenter waren vernichtet; das Fußvolk war bis auf die Hälfte zusammengeschmolzen. Die vier Bataillone der Brigade Ompteda zählten nur noch zwei Kompagnien; die sechs Bataillone der Brigade Kielmannsegge bildeten kaum noch zwei schwache Bataillone. Das Heer zählte kaum mehr als 30000 kampffähige Männer. Dennoch verlor der eiserne Mann seine Ruhe nicht; vielmehr ordnete er mit Besonnenheit alles an, um dem entscheidenden Stoße, der ihm drohte, zu begegnen. Sein Vertrauen auf Blüchers Hilfe stand fest. 9. Immer neue Hausen wälzten sich gegen die englischen Reihen, die immer entsetzlicher gelichtet wurden. Als Wellington spät am Abend an den Reihen der deutschen Legion vorüberritt, bat der Oberst Halkett, der Herzog möge ihm einige Unterstützung senden, .„'s ist nicht möglich, Halkett!" erwiderte er. „Wenn das ist," antwortete der Oberst, „so können Sie sich auf die Brigade bis auf den letzten Mann verlassen." In der höchsten Bedrängnis sprach Wellington die Worte: „Ich wollte, es wäre Nacht, oder die Preußen kämen." Zu seinen Engländern aber sagte er: „Wir dürfen nicht geschlagen werden. Was würde man in England sagen!" Und horch! Jetzt, wo die Not am größten, erschallen aus weiter Ferne, dann immer deutlicher und heller die Signalhörner der anrückenden Preußen, der ersehnten Helfer in der Not! Hurra! Die Preußen kommen! Grosse und Otto. (Lesebuch für Bürgerschulen, herausgegeben vom Lehrerverein der Stadt Hannover.) 276. Bei Sadowa. (3. Juli 1866.) 1. Regenfeuchter Boden, naßkalter Nebel. Von den Posten schallt schwaches Schießen fern herüber, der dumpfe Donner eines Geschützes grollt durch die Morgenluft. Die Schlacht beginnt. Auf der ganzen Linie lebhaftes, unregel- mäßiges Schützenfeuer, nur selten von dem Brummen des schweren Geschützes unterbrochen. Doch bald knattert das Kleingewehr in vollen Salven. Die Division Fransecki dringt vor, ihr Führer befindet sich im dichtesten Kampfgewühl am Walde, nichts entgeht seinem Scharfblick, er ist überall zur Stelle. Langsam werden die Österreicher zurück- gedrängt, aber ein Hagel von zischenden Kartätschen und platzenden Granaten fährt zwischen den Baumstämmen hindurch von den Lipaer

10. Teil 5 = 7. - 9. Schulj - S. 496

1911 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
496 5. Überall gingen die preußischen Kolonnen im Laufschritt vor, während in der Ferne die weißen Massen in voller Flucht den Wäldern zueilten. Die langen Linien der preußischen Reiterei ent- wickelten sich mit lustig flatternden Standarten, ihre reitende Artillerie bewegte sich vorwärts und ließ ihren Feuerschlünden weiße Rauch- wolken entsteigen. Während die Sonne am westlichen Horizonte versank, loderten überall in der Ebene die glimmenden Flammen auf, und die schwarzen Mündungen der Geschütze sprühten rote Feuergarben und Granaten- funken aus. Da befahl der königliche Sieger, das Feuer gegen das flüchtende Heer einzustellen. Der Greis dachte in seinem milden und gerechten Sinn, daß es zwecklos und unchristlich sei, die völlig Überwundenen wehrlos hinzuschlachten. Und mehr! Vor seiner Seele stand es klar und fest: Wie wir jetzt auseinander gekommen, so müssen wir suchen, dereinst wieder zusammen zu kommen, Preußen und Österreich, die deutschen Brudermächte als gemeinsamer Wall wider Westen und Osten. 6. Des Kronprinzen volkstümliche Reckengestalt erscheint. Vater und Sohn sinken sich in die Arme. Ein schöneres, wärmeres, heiligeres Zusammentreffen als das des alten Blücher und des kalten Wellington bei Belle-Alliance! Stumm ist der Schlachtendonner Habsburgs, der von Sadowa hergebrüllt. 180 Geschütze gewonnen! Die jubelnden Soldaten klimmen auf Rohre und Lafetten, wo die heldenmütigen Braunröcke, noch im Tod ihre Geschütze umklammernd, ehrenvoll erschlagen liegen. Die blauen Jungen schwenken ihre Mützen, die Offiziere küssen dem greisen Sieger die Hand, und „Heil dir im Siegerkranz!“ schmettert es durch die Lüfte. Karl Bleibtreu. 277. Der neunzehnte Juli 1870. L Au Eharlottenburg im Garten in den düstern Fichtenhain tritt, gesenkt das Ljaupt, das greise, unser teurer König ein. 2. Und er steht in der Kapelle — seine Seele ist voll Schmerz — drin zu seiner Eltern Pützen liegt des frommen Bruders £)cr5*
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